In einer geschützten Bucht liegt verträumt das Hafenstädtchen Port Sollér. Erst einmal einen Café solo. Beschaulichkeit war der erste Tagespunkt. Danach stiegen wir ins Boot. Vor uns lag zum Glück ruhige See.
Entlang der Nordwestküste ragten Berge hoch über den Wassern. Das Lichterspiel mit dem Sonnenglanz auf dem Wasser war an diesem Morgen fantastisch.
Nach einer Stunde Bootsfahrt erreichten wir Sa Calobra. Vor uns eröffnete sich eine weite und lange Schlucht. Vor wenigen Tagen hatte der Regen auch diesen Ort erreicht. Es bildeten sich kleine Wasserflächen wie kleine Seen. Nur durch Wasser ging es in die Schlucht – und das nicht trockenen Fußes.
Mit meinen Flöten spielte ich hier die Melodie der Friedensflöte.
Unglaublich. Die Akustik. Der Hall. Das Echo der Töne. Das ganze Tal schien die Musik aufzunehmen.
Die Seele selber wurde zum Klangraum.
Wir zogen weiter des Weges. Zum Glück fuhren wir mit einem kleinen Bus. Über eine sich steil dahin ziehende Straße ging es hinauf – von Meereshöhe auf 682 Meter. Berühmt und spektaktulär ist diese Serpentinenstraße von Sa Calobra. In manchen Kurven wurde es in unserem kleinen Bus ganz still.
Nun war das Kloster Lluc angesagt. Das spirituelle und geistige Zentrum der Insel Mallorca. Die Klosteranlage liegt im Tramuntana Gebirge. Der Legende nach fand 1229 ein maurischer Junge mit Namen Lluc (Lukas) eine Marienskulptur. Heute pilgern tausende Menschen dort hin, um die “Gottesmutter von Lluc” sehen zu können.
In der Klosterkirche gestaltete ich am späten Nachmittag ein Konzert, zusammen mit dem Organisten Rafel Riera. Am Ende des Konzertes sangen die berühmten “Blauets”, ein Kinderchor der Klosterschule. Die engelsgleichen Stimmen berühren viele Seelen und Herzen der Menschen. Das tut einfach gut. Hört doch einfach mal rein.
Am Schluss des Konzertes kam ein kleiner Junge aus dem Chor zu mir. Er fragte mich: “Du, sind Deine Schuhe extra fürs Orgelspielen gefertigt worden?” Ich verstand die Frage erst nicht. Doch dann gab er mir zu verstehen, dass er auch solche Schuhe hätte. Denn er ist ein Orgelschüler von Rafel, der mich im Konzert an der Orgel begleitete. Schuhe mit flachen Sohlen braucht man, um die Pedale der Orgel mit seinen Füßen bedienen zu können. Mich erinnerte der 8-jährige Junge an meine Kindheit. Wie oft suchte auch ich Vorbilder in der Kunst. Ich finde es toll, dass Kinder an einer musischen Schule so scheinbar unnötige Dinge lernen. Wie zum Beispiel Musik.
Und mit diesen wunderbaren Eindrücken endet meine Reise nach Mallorca. Ich danke Euch sehr für Eure Begleitung. Und bin ganz gespannt, zu welcher Reise ich Euch beim nächsten Mal mitnehmen darf.
Vielen Dank auch für Eure Töne, die mich auf der gesamten Reise wohl begleitet haben. Anhand meiner Eindrücke aus Mallorca bin ich jetzt inspiriert und mache mich nach meiner Rückkehr gleich ans Werk. In den nächsten Tagen sollen dann Eure Töne gemeinsam und wunderbar erklingen.
Mit vielen guten Wünschen
Euer Hans-Jürgen
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