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Channel: Hans-Jürgen Hufeisen: ein Name - eine Musik
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Zum 90. Geburtstag von Jörg Zink

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Begegnung von Wort und Musik – Die Lieder von Jörg Zink

1981. Kirchentag Hamburg. 60.000 Zuhörer. Zum ersten Mal treffe ich dort Jörg Zink. Mitten im Frühsommer sprach er über die Worte des Weihnachtsengels „Fürchtet euch nicht. Siehe, ich verkündige euch große Freude. Denn euch ist heute der Retter geboren”. In Zinks Auslegung spürte ich seine tiefe Sehnsucht nach Frieden, „der nicht von Waffen, sondern nur von der Einsicht und dem Vertrauen der Menschen gesichert wird.“ Damals staunte ich, welche Stille sich nach diesen Worten ausbreitete. Nicht tosender Beifall setzte ein, sondern ein gemeinsames Schweigen, das die Brisanz der Weihnachtsbotschaft hörbar und sichtbar machte. Diese Symbolik prägte sich tief in mir ein: Wie damals, in der „Stillen (Heiligen) Nacht“, wurde an diesem Morgen Neues geboren, eine Vision für Frieden und Gerechtigkeit.

An jenem Morgen spielte ich zu seiner Bibelarbeit mit der Flöte das Lied der Friedenstaube. Von da an sollten sich unsere Wege häufig kreuzen. Viele Bibelarbeiten gestalteten wir beide gemeinsam auf den Deutschen Evangelischen Kirchentagen. In seinem Haus in Stuttgart saßen wir so manche Stunde zusammen. Bei diesen Gesprächen bekam ich einen Einblick in seine theologischen Gedanken. Ich selber bin Komponist und Musiker und hatte von Theologie so gut wie keine Ahnung. Zuhören, hineinhören, fragen: Das war es, was ich am Anfang unserer Begegnung erlebte. Ich wurde zum Lauschenden. Und ich fragte mich, wie eine musikalische Interpretation einer Bibelarbeit auf dem Kirchentag aussehen könnte. Das war eine Herausforderung. Ich wollte nicht nur einfach die Bibelarbeit musikalisch begleiten. Nein. Auch ich wollte die biblischen Texte in Tönen interpretieren und auslegen. Und so lernte ich aus den Gesprächen mit Jörg Zink vieles über die mystische Bedeutung von Wort und Musik.

Ein Gleichnis von Jörg Zink aus jener Zeit ist mir gut in Erinnerung geblieben: „Ich sitze in der hinteren Bankreihe einer romanischen Kirche. Vor mir erheben sich große Arkaden, von hohen Säulen gestützt. Ihre Bögen gleichen ei­ner immerwährenden an­mutigen Verbeugung. Ich folge mit meinen Augen den ruhenden Bewegungen. Die Bögen heben sich, senken sich und ruhen. Immer wieder. Wie eine Melodie, die ihre Bögen zieht. Nach einer Weile mache ich es ihnen nach. Wenn ich dem ansteigenden Bogen folge, atme ich ein. Bei der Abwärtsbewegung atme ich aus; und wird der Bogen gestützt, ruht mein Atem. Ich vollziehe das so lange, bis ich beim letzten Bogen ankomme. Nun erhebe ich meine Stimme und aus mir heraus klingt eine neue Musik. Meine Töne werden von dem Einatmen, dem Ausatmen und dem Ruhen getragen. Die Melodiebögen steigen, senken sich und haben Pause.“

In dieser Zeit wuchs in mir die Erkenntnis, dass es etwas vom Schönsten ist zu erleben wie eine Komposition entsteht. Das Wunder ist ja, dass erst einmal nichts da ist. Und aus diesem Nichts wachsen Töne zu Melodien. Die Melodien formen sich zu einem Klangbild, das in der Einmaligkeit seinen Sinn hat und stets Neues will.

Aus der Fülle unserer gemeinsamen Projekte möchte ich zwei Begegnungen herausgreifen, die unsere Arbeit prägen sollten.

 

Wolfgang Huber, Hans-Jürgen Hufeisen
und Jörg Zink

 

Im Klang der Elemente – Vor mir sitzt einer und flötet

Wir schreiben das Jahr 1985. Das Jahr der Musik (Gedenken an das Geburtsjahr 1685 von Bach und Händel) und das Jahr der Jugend. Anlässlich dieser Ereignisse entstand in Stuttgart der Kulturkilometer. Jörg Zink und ich erhielten dafür den Auftrag, die vier Elemente in Wort und Klang umzusetzen. Bei einem vorbereitenden Gespräch fragte Jörg Zink speziell nach der Kunst des Flötenspiels. Ich erläuterte, wie der Ton auf einer Flöte entsteht, wie die Musik ihre innere, zeitliche und räumliche Ordnung hat.

Musik in Worten zu beschreiben, ist fast unmöglich. Angetan war ich bisher von den Worten über Musik aus dem Glasperlenspiel von Hermann Hesse. Doch nun formulierte Jörg Zink neue Gedanken über Musik, so als würde er meine Musik mit dem Herzen hören und als wäre jedes seiner Worte schon selbst Melodie, Harmonie und Rhythmus.

Über das Element Luft schrieb Jörg Zink damals:

„Vor mir sitzt einer und flötet. Sein Atem treibt ein Luftband gegen das Labium. Dort bricht es sich in Wirbeln, und die Luftsäule im Innenraum des Instruments dringt unter Kreisen und Schwingen ins Freie, der Ton öffnet sich zum Raum, schwingt in seiner Resonanz mit und wird am Ende aufgenommen in der Wirbelkammer des menschlichen Ohrs. …

Und je nachdem, was da schwingt, kann der Ton heilen oder verletzen, lebendig machen oder einlullen, wach machen oder verführen. Da werden Schichten der Seele und des Leibes erreicht, die uns sonst unerreichbar sind. Und manchmal ist Musik die Kraft, die unseren Empfindungen und Gefühlen allererst ihre Form gibt.

Schwingung aber entsteht nur, wo ein Widerstand ist. Würde der Gong keinen Widerstand bieten, so ginge der Schlegel durch ihn hindurch, und es geschähe nichts. Stieße der Atem nicht gegen die Kante im Mundstück der Flöte, so bliebe sie stumm. Indem ich Widerstand schaffe oder dem Widerstand begegne, schaffe ich Kraft.“

 

Jörg Zink

 

An einem Herbstabend im Jahre 1985 standen hundert Gongs in allen Größen in der Stuttgarter Leonhardskirche. Luft, Feuer, Wasser und Erde fanden nun in den Worten, im Spiel einer Flöte und den Gongklängen eine große Resonanz. Das Konzert der singenden Elemente erfüllte den ganzen Raum.

 

Der neue Hymnus – Ich möchte ein Lied versuchen

Ich möchte ein Lied versuchen, mein Lied.
Ich möchte dich rühmen,
dessen Stimme ich höre im Gesang aller Dinge.

(Jörg Zink)

 

Im Frühling 1990 betrat ich mit einem ganz speziellen Herzenswunsch Jörg Zinks Haus. Eigentlich war es kein Wunsch, sondern eine für mich schon längst überfällige Bitte und Wahrnehmung. „Wenn du schon die biblischen Psalmen so gekonnt in Worte kleidest, so ist es doch nur logisch, dass Lieder mit neuen Worten aus deiner Feder entstehen könnten, entstehen müssten.“ Und es geschah. Zwei Jahre lang eröffnete sich eine rege Liederwerkstatt. Textentwürfe. Melodien. Harmonien. Neu geschaffene Liedtexte wurden am Klavier im Wohnzimmer Zinks erstmals vertont. Wieder und wieder wurden Texte und Töne verworfen. Texten Reim und Rhythmus zu geben, ist die Kunst, Worte wahrlich zu verdichten. Wir schritten sogar die Rhythmen der Texte im Wohnzimmer ab. Konnten beim meditativen Dahinschreiten die Worte in uns einkehren? Worte und Melodiebögen wuchsen immer mehr zusammen. So entstanden über zwei Jahre hin Lieder, als seien sie Klanggebäude, geschaffen aus der engen Verbindung von Wort und Melodie.

 

Hans-Jürgen Hufeisen und Jörg Zink

 

Die Texte der Lieder sollten aus meiner Sicht nicht allein mit einer theologischen Lupe betrachtet werden. Sie sind ja Dichtung. Die Poesie ermöglicht uns Erfahrungen, die weit vor dem rationalen Erkennen liegen. Damals beschäftigten uns beide auch die Gedanken von Joachim Ernst Berendt. Er beschreibt in seinem Buch „Nada Brahma“ die Wechselwirkung zwischen Text und Musik. Er vergleicht die Melodie eines Liedes mit einem Mantra. Das Singen beschwört geradezu den Ursprung, den Urklang des Kosmischen. Im Singen vereinen sich Himmel und Erde. Musik ist somit Botschaft aus einer anderen Welt.

Diese spirituelle Wirklichkeit nun wollten Jörg Zink und ich in die neu zu schaffenden geistlichen Lieder hineinschreiben. Sie sollten einen Platz im spirituellen Leben der Menschen finden. In einfachen spirituellen Feiern, verwurzelt in den Festzeiten des Kirchenjahres. Ohne kirchliche Anbindung und religiöse Unterwürfigkeit. Ein Gottesbild für die Freiheit des Einzelnen. Ein Gottesbild, verstanden unter dem weiten Bogen dieser Erde – mit ihren vielfältigen spirituellen Erfahrungen.

Für mich ist die Musik im Lied die sinnhafte Trägerin des Wortes. Verlassenheit und Geborgenheit, Sehnsucht und Liebe, Angst und Vertrauen, Trauer und Frohmut, Erschöpfung und Schöpfung – Lieder, die wir singen, machen das Leben hörbar. Die Seele findet im Lied einen Ausdruck.

1992 erschienen die ersten Lieder im Buch „Wie wir feiern können“. Sie fanden dort in einfachen liturgischen Feiern ihren Platz. Bis heute sind 70 bis 80 Lieder veröffentlicht.

Ich verdanke Jörg Zink mit seinen Lieddichtungen sehr viel. Nie zuvor schuf ich Melodien zu geistlichen Versen. Nie zuvor fanden meine Melodien eine Heimat in so wunderbaren Worten. Der einmalige Liederzyklus wurde 1993 mit 54 Liedern abgeschlossen. Diese Einmaligkeit berührt mich. Darin liegt für mich ein großes Geheimnis, das es zu bewahren gilt. Danke, Jörg!

 

Hans-Jürgen Hufeisen, 2012


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KonzertMeditation mit Pater Anselm Grün in Lilienthal

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Zusammen mit Anselm Grün und Oskar Göpfert fand in Lilienthal bei Bremen eine Konzertmeditation statt.

Beim Ankommen in der Klosterkirche entdeckte ich sofort eine Engel-Skulptur. Ich wurde an Sophia erinnert, Himmelskönigin und Herrin der Engel. Sie ist eigentlich der Engel des Alls. Sie erstreckt sich machtvoll von einem Ende der Welt zum anderen und durchwaltet das ganze All.

 

 

Die Worte von Hildegunde Wöller möchte ich Euch ans Herz legen. Meine beiden Fotos mögen Euch einen kleinen Eindruck vermitteln.

 

 

Mit einem lieben Gruss
Euer Hans-Jürgen


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Fürchtet Euch nicht – 10 Fragen zum Thema “Botschaft der Engel”

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Die Fragen stellte Alexander Schweda (Evangelisches Gemeindeblatt), anlässlich der Konzertreihe 2012 „Botschaft der Engel – eine Weihnachtsmeditation”. Margot Käßmann und Hans-Jürgen Hufeisen gaben ihre Antworten zu unterschiedlichen Zeiten.

1. Engel sind Mode. Aber als Christen fragen wir: Führen sie uns zum Aberglauben?

Hans-Jürgen Hufeisen:

Nun ja, wenn ich die Weihnachtsgeschichte lese, dann sind da eine ganze Menge Engel, die so richtig am Geschehen mitwirken. Der Engel bei der Verkündigung. Die fünf Engelerscheinungen bei Josef in seinen Träumen. Die Hirten auf den Feldern von Bethlehem fürchten sich vor den Engeln. Den Magiern muss eine göttliche Stimme den neuen Heimweg verkünden, Maria und Josef würden sonst nicht nach Ägypten fliehen. Ich denke, die Botschaften der Engel sind es wert, gehört zu werden.

Margot Käßmann:

Wir sollten die Engel nicht der Esoterik überlassen. Für uns ist die Bibel der Maßstab und da wimmelt es nur so von Engeln.

2. Wie stellen Sie sich Engel vor?

Margot Käßmann:

Mir gefällt immer noch am Besten die Aussage von Rudolf Wiemer: „Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein.“ Ein Mensch kann dem anderen zum Engel werden, das Erlebnis, plötzlich Kraft und Geborgenheit zu erleben, kann Engelerfahrung sein. Für mich sind Engel das Erleben von Gottes Nähe und Beistand.

Hans-Jürgen Hufeisen:

Künstler malen häufig Engel. In ihren Bildern wird das sichtbar, was für mich oft unsichtbar ist. Mit den Engelsflügeln mögen mir die Künstler einfach vermitteln: nimm dich leichter, und du kannst fliegen.

Als Kind wurde mir das Abendlied gesungen: “Breit aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude, und nimm dein Küchlein ein! Will Satan mich verschlingen, so lass die Engel singen: Dies Kind soll unverletzet sein.” Das Lied tat mir gut. Irgendwie fühlte ich mich geborgen von den unsichtbaren Flügeln. Die Worte und die Melodie des Liedes gaben mir die Gewissheit, beschützt zu sein.

Vorbereitung zu einer Aufführung

3. Was erzählt uns die Bibel über Engel und wie greifen Sie das auf?

Margot Käßmann:

Jesus erlebt nach seiner Wüstenerfahrung, dass Engel ihn stärken. Wer das war, wissen wir nicht. Aber so können Menschen anderen zum Engel werden, denke ich.

Hans-Jürgen Hufeisen:

In der jordanischen Wüste finde ich inmitten einer Sand- und Felslandschaft immer wieder besondere Steinsetzungen. Im Wüstensand liegen zwei Steine. Es sind beduinische Gräber mit jeweils einem Stein am Kopf- und einem am Fußende der Grabstätte. Dieses Bild findet sich in einer überlieferten Ostergeschichte wieder: Maria schaute in das geöffnete Grab. „Da sah sie zwei Engel. Sie saßen an der Stelle, wo Jesus gelegen hatte, einer am Kopfende und einer am Fußende.“ Auch die biblischen Überlieferungen bedienen sich der Bilder und Zeichen, die sich schon lange vorher in den Herzen der Menschen eingeprägt hatten. Vielleicht brauchen wir Menschen Steine, die zu Engeln werden. Vielleicht sehen wir im Stein ja die Botschaft und die Zeichensetzung des Göttlichen. Gerade das Bild von den zwei Steinen und den zwei Engeln am Grab hat mich zur Musik „Osterengel“ inspiriert.

4. Besuch. Geburt. Hirten: 3 Szenen mit Engeln, welche gefällt ihnen am besten?

Hans-Jürgen Hufeisen:

Die Szene mit den Hirten. Margot Margot Käßmann beschreibt so schön in „Botschaft der Engel“: „Nicht nur die Menschen, ja sogar die Schafe schauen in Richtung Himmel. Sie spüren, dass etwas Besonderes geschieht. Es muss ein Schauspiel sein, das mitreißt, fasziniert. Für die ganze Schöpfung wird angesagt, dass Veränderung geschehen ist. … In diesem Sinne ist es konsequent, dass die Schafe zum Himmel schauen. Auch sie sehnen sich nach Erlösung.“

Eigentlich interessant: Tiere – außer die Herde bei den Hirten – kommen in der Weihnachtsgeschichte nicht vor. Kein Ochs, Esel oder Kamel wirken in der überlieferten Weihnachtsgeschichte mit, die wurden später bei den Krippenspielen und Liedern hinzugefügt. So dachte ich, dann darf ich auch die Nachtigall an der „Weihnachtsmeditation“ mit Margot Margot Käßmann teilhaben lassen und gebe ihr mit meiner Flöte eine Stimme.

Margot Käßmann:

Auf den Bildern von Swanson gefällt mir, wie die Engel zu Maria kommen. Das ist mitten im Alltag, gar nicht irgendwie glorreich oder besonders. Sie füttert gerade die Hühner! Gott im Alltag wahrnehmen, das ermöglichen Engel.

5. Was möchten Sie den Menschen, die Ihnen zuhören, sagen – entweder per Musik oder per Wort?

Margot Käßmann:

Mir liegt daran, Menschen zu stärken im Glauben für den Alltag der Welt. Es ist nicht leicht, mit all den Anforderungen und Spannungen, auch mit Konflikten, Schuld und Versagen zu leben. Da zu hören: Fürchte dich nicht!, das ist mir wichtig. Ich möchte Gottvertrauen ermöglichen, das stärkt für das Leben.

Hans-Jürgen Hufeisen:

Ich durchwebe die Weihnachtsmeditation von Margot Käßmann mit Melodieimpressionen zu Weihnachtsliedern. Die Weihnachtslieder des Abendlandes sind für mich „Orte des Lebens“. Ihre Bilder und Symbole zeugen von spiritueller Lebendigkeit. Darin liegt ein großes Geheimnis. Ein Geheimnis, das sich im Tun offenbaren kann. Wenn ich die spirituellen Lieder mit der Flöte spiele, erlangt meine Seele eine Öffentlichkeit. Das tut beiden gut: dem Hörenden und dem Musizierenden.

Schlussapplaus zur Konzertmeditation “Sehnsucht nach Leben” (Gasometer Oberhausen, 6.6.12)

6. Kann man Engeln eine Stimme verleihen in Wort und Musik? Wie machen Sie das? Mit welchen Mitteln?

Hans-Jürgen Hufeisen:

Ich war neun Jahre alt. In einem hohen Treppenhaus sangen wir in der Adventszeit die Lieder der Weihnacht. Die Hirtengesänge erklangen von den untersten Etagen hinauf zu den Liedern der Engel. Als singende Engel stiegen wir die Treppe hinab und als singende Hirten stiegen wir die Treppe empor. Das Erlebnis blieb bis heute in mir haften: die aus der Tiefe aufsteigenden Melodien der Menschen; die Ängste und Bitten steigen zum Himmel empor. Der Jubel der Engel legt sich wie ein beschützender Mantel auf das Dunkel der Erde. Beide Melodien, das Lied der Welt und das Lied des Himmels, verweben sich. Vielleicht brauchen wir die Zeit des Advents, um an diese Begegnung erinnert zu werden. Musik gibt die Chance, das Geschehene im Hier und Jetzt mit dem Herzen zu erfassen und aufzunehmen.

Margot Käßmann:

Ob ich das kann, bezweifle ich. Aber wenn ich das Weihnachtsoratorium von Bach höre oder vielleicht auch wenn Flöte und Text bei so einem Konzert zusammen kommen, hören Menschen in sich hinein, nehmen sich Zeit, wagen ein inneres Gespräch mit Gott über ihr Leben – das kann schon eine Engelerfahrung sein. Erzeugen aber kann sie niemand. Das geschieht – hoffentlich…

7. Musik verbindet Menschen und Völker sagt man. Tut das die Engel-Idee auch? Sind wir da ökumenisch?

Margot Käßmann:

Ja, weil sie biblisch ist. Die Bibel ist doch die Grundlage für die Ökumene. Unsere Rituale und Formen von Kirchesein mögen sich unterscheiden. Aber die Bibel ist die Gemeinsamkeit. Wenn Sie auf einer internationalen kirchlichen Konferenz sind, gibt es viele Unterschiede kultureller und konfessioneller Art. Aber bei einer Bibelarbeit fällt das Wort „Gethsemane“ oder „Die Arbeiter im Weinberg“ und alle wissen, worum es geht. Das ist faszinierend, finde ich.

Hans-Jürgen Hufeisen:

Engelerscheinungen und die Töne der Musik haben mit den Vögeln eines gemeinsam: „Staatsgrenzen“ behindern nicht. Das Wort Ökumene (die „bewohnte Welt“) ist leider einseitig besetzt. Oft verwechseln wir die „Ökumene“ mit der Begegnung der katholischen und protestantischen Kultur. Das Konzert der Kulturen ist mehr als ein Doppelkonzert. Ich wünschte mir das Concerto grosso. Was uns alle verbindet, ist die Gemeinschaft der Mystik.

8. Wie stehen Sie zum Thema Kitsch? Darf das manchmal sein? In der Musik, der Kunst, der Literatur?

Margot Käßmann:

Aber ja. Protestanten sind doch gar nicht immer so streng, wie ihnen unterstellt wird. Ich finde, das darf sein, so ein bisschen Kitsch, ein Text, der zu Tränen rührt, eine Musik, die mich bewegt. Uns bestimmt doch nicht nur der Kopf, sondern auch Herz und Seele.

Hans-Jürgen Hufeisen:

Das Wort „Kitsch“ ist eine abwertende Beurteilung – so wie das Wort „Aberglaube“. Wie oft wurden früher gewisse Kompositionen als Kitsch bezeichnet und heute stehen diese für große Schaffenskraft. Zum Beispiel der Messias von Händel. Oder, wie viele Urteile zum Aberglauben haben Frauen zu Hexen gezeichnet? Die Weihnachtszeit mit all ihren Facetten ist zugleich Heimat für viele Menschen, gerade dann, wenn Heimat „Schönheit und Wohlgefühl“ bedeutet.

Autogrammstunde nach einer Aufführung

9. Weihnachten bei Ihnen zu Hause: Stellen Sie Engel-Figuren auf?

Margot Käßmann:

Ja, ein paar, aber nicht zu viel. Ich möchte die Weihnachtsgeschichte nicht verniedlichen oder verkitschen. Es geht ja um eine sehr reale Geschichte von Geburt in Armut, Flucht, Elend. Manchmal stört mich in dieser Weihnachtsdeko, dass alles versüßlicht wird. Die Geschichte, die Lukas erzählt, hat damit nichts zu tun, da geht es um sehr reales Leben.

Hans-Jürgen Hufeisen:

Natürlich. Es sind drei: ein Engel in Holz geschnitzt, der Flöte spielt. Und eine Engelsgestalt aus buntem Glas. Das Licht einer Kerze lasse ich in der Adventszeit hindurch schimmern. Und dann ganz kleine Engelchen aus dem Fichtelgebirge. Die hängen dann an der Lampe über dem Esstisch.

10. Was ist für Sie die Grundbotschaft der Engel?

Margot Käßmann:

Fürchtet euch nicht, das ist in der Bibel sozusagen ihre Visitenkarte.

Hans-Jürgen Hufeisen:

Fürchtet euch nicht!

(Dieses Interview erschien am 25. November 2012 im Evang. Gemeindeblatt – evanggemeindeblatt.de. Fotos: stefanneubig.de)


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90 Jahre Jörg Zink – Ein Fest

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Samstag, 24. Nov. 2012, 14.00 Uhr
Matthäuskirche Stuttgart


Initiator

Hans-Jürgen Hufeisen

Gastgeber
Stadtdekanat Stuttgart und die Stiftung Zeit für Menschen

Konzert-Meditation
Sprecher: Martin Schmeisser (Mitbegründer Verlages am Eschbach)
Hans-Jürgen Hufeisen, Musik und Blockflöte
Oskar Göpfert, Flügel
Ensemble des Figuralchors Stuttgart

Ge-Danken
Stadtdekan Hans-Peter Ehrlich

Grüße
Dr. Matthias Morgenroth (Bayerischer Rundfunk)
Thomas Schmitz (Gütersloher Verlagshaus)

Jörg Zink und Hans-Jürgen Hufeisen

Viele Gäste sind gekommen. Die Bilder von Stefan Neubig öffnen Euch ein Fenster zum Fest. Worte von Jörg Zink aus unserer gemeinsamen Konzertmeditation „Der Klang der Elemente“ (Kirchentag 1987 Frankfurter Oper) begleiten diese Dokumentation.

Hans-Jürgen Hufeisen, Heidi und Jörg Zink

Wer mit dem Herzen denkt, der ist unterwegs unter den Wolken und den Winden und weiß, dass er kein Ziel, sondern immer nur Rastplätze seines Denkens und seines Glaubens erreicht hat und dass die Wege weitergehen bis an ein Ziel, das ein anderer gesetzt hat. Jörg Zink

Hans-Jürgen Hufeisen und Oskar Göpfert bei der Probe

Oskar Göpfert

Mit dem Herzen denken heißt, barmherzig denken überall, wo Menschen an den Widersprüchen ihres Daseins sich mühen oder an ihnen scheitern. Es heißt, Geduld haben mit dem, was an den Menschen selbst widersprüchlich und unvereinbar scheint. Er wird sich von Urteilen fernhalten über die Zerklüftung der Menschen und sie der versöhnenden Güte Gottes anbefehlen. Jörg Zink

Martin Schmeisser – Velag am Eschbach

Ensemble des Figuralchors Stuttgart

Wer mit dem Herzen denkt, weiß, dass keiner seiner Gedanken zu Ende gedacht ist, sondern immer noch andere Gedanken nachfolgen müssen, und dass alles Erkannte der Veränderung, der Bewährung und der Wandlung bedarf. Jörg Zink

Thomas Schmitz – Gütersloher Verlagshaus

Hans-Jürgen Hufeisen

Wer mit dem Herzen denkt, entdeckt das Heilende auch im Element der Luft: die heilende Kraft der Bewegung, der Schwingung, des rhythmischen Geschehens in ihm selbst und um ihn her. Die heilenden Kräfte der Musik, des Singens, des Tanzes. Die heilende Kraft der Meditation, die uns nach allen Seiten mit dem in Verbindung bringt, was über unseren kleinen Verstand und seine Reichweite hinausgreift. Jörg Zink

Der Chor beim Lied “Heilig bist Du”

Fenster Matthäuskirche Stuttgart

Wer mit dem Herzen denkt, der dankt für jede Begegnung und ist bereit, auch den Abschied zu bejahen, wenn er ihm beschieden wird. Er dankt für die Gegenwart des Geistes, er versucht, »geistesgegenwärtig« zu tun, was die Stunde will, und ist bereit für den Tag, an dem er von der Gegenwart des Geistes nichts fühlt.  Jörg Zink

Dr. Matthias Morgenroth – Bayerischer Rundfunk

Während des Festes “90 Jahre Jörg Zink”

Wer mit dem Herzen denkt, lebt mit offenen Augen. Wir sagen: Glaube macht blind, wie wir auch sagen: Liebe macht blind. Aber beides ist ein Irrtum. Liebe macht sehend, wie wirklicher Glaube sehend macht. Jörg Zink

Ge-Danken von Dekan Hans-Peter Ehrlich

Jörg Zink

Wer mit dem Herzen denkt, kennt die Angst, die mit alledem verbunden ist, die Angst, sich selbst zu verlieren, die Angst, sich selbst fremd zu werden, wenn ihn ein Klang erfüllt, den er noch nicht kennt. Er weiß aber, dass der Klang wichtig ist. Jörg Zink

Lied “Wir bitten Gott um seinen Segen”

Jörg Zink spricht den Segen

Wer mit dem Herzen denkt, hat Augen, die schauen. Siehe! Sagt Jesus. Schau hin! Du wirst wahrnehmen, was ist. Glauben heißt, Ereignisse sehen, Gleichnisse, Symbole, also Bilder zwischen Erde und Himmel. Es heißt, sich von Bildern herausfordern lassen, die an der Grenze unseres Sehvermögens das Sichtbare öffnen und es durchscheinend machen für das Unsichtbare. Jörg Zink

Musik “Champagner”

Schluss der Feier – Dank an Jörg Zink

Es ist uns zugedacht, dass wir auf der Höhe unserer späten Jahre über die Grenze hinübersehen: wach, wissend, frei. Wir spüren, wie eine große andere Wirklichkeit auf uns zuströmt. (aus: Gedanken zum Segen, Verlag am Eschbach) Jörg Zink

90 Jahre Jörg Zink


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Vier Engel zum Advent – Die erste Tür

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Die vier Engel zum Advent

Advent bedeutet Ankommen. So möchte ich Euch vier Türen in der Adventszeit vorstellen. An jede Tür klopft ein Engel an.

 

Der Engel der ersten Tür

 

1. Die Tür deiner Träume

Ein Engel des Lichts klopft an der Tür deiner Träume.
Trauer und Angst mag dein Innerstes bewegen.
Öffne die Tür.
Es könnte passieren -
der Engel streut in seinem Gesang
Blütenblätter, leuchtend hell.
Höre deine Träume.

 

Das wünsche ich Euch. Ein frohes Ankommen zum Fest der Weihnacht 2012 und einen schönen ersten Advent.

Euer Hans-Jürgen


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Vier Engel zum Advent – Die zweite Tür

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2. Die Tür deiner Tage

 

Engel im Advent - Die Tür Deiner Träume

 

Wenn es in dir ganz still wird,
hörst du ein leises Klopfen an der Tür deiner Tage.
Hast du Zeit, den Gast zu empfangen?
Es wäre der Atem des Engels, den du spürst.
Der Engel in dir.

 

Ich wünsche Euch einen schönen zweiten Advent!

Euer Hans-Jürgen


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Die Botschaft der Engel mit Margot Käßmann und Hans-Jürgen Hufeisen in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin

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Die Botschaft der Engel
Mit Margot Käßmann und Hans-Jürgen Hufeisen
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Berlin
7. Dezember 2012
Fotos von Stefan Neubig, © dolce musica edizione – Zürich
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01_Berlin Gedächtniskirche mit Margot Kaessmann und Hans-Jürgen Hufeisen

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche mit Margot Käßmann und Hans-Jürgen Hufeisen 2012

 

Eine Musikalische Meditation zum Buch „Die Botschaft der Engel“ von Margot Käßmann. Texte gesprochen von der Autorin. Komposition und Flötenmusik von Hans-Jürgen Hufeisen.

02_Kaessmann und Hufeisen bei der Vorbereitung

Margot Käßmann und Hans-Jürgen Hufeisen bei der Vorbereitung der WeihnachtsMeditation

 

Margot Käßmann entdeckt das „Hier und Jetzt“ in den Figuren und Szenen der Bilder von Weihnachten und geht mit ihren Worten einen meditativen Weg. Immer wieder tauchen im Geschehen die Engel auf. Diese finden in der Musik von Hans-Jürgen Hufeisen eine hörbare Stimme in Klang, Zeit und Raum. Beide Ausdrucksebenen sind dicht verwoben.

03_Hufeisen und Kaessmann bei der Weihnachtsmeditation 2012

Hans-Jürgen Hufeisen und Margot Käßmann bei der WeihnachtsMeditation 2012

 

04_Margot Kaessmann in der Gedaechtniskirche 2012

Margot Käßmann in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche 2012

 

Teil 1: Der Besuch

Margot Käßmann:

„Aber vielleicht war das Zusammentreffen (von Maria und dem Engel Gabriel) ganz anders; wir können wir uns auch vorstellen, dass Maria bei der Arbeit und unter den Leuten war, mitten im Dorf und inmitten anderer Menschen, die ihrer Alltagsarbeit nachgehen. Die Frauen und Männer waschen Wäsche, hüten Schafe, versorgen Kranke. Vielleicht spielt sich ein buntes Treiben rings um die Hauptperson dieser Geschichte ab, herrscht geschäftiges Gewimmel, so dass dieser besondere Besuch darin kaum auffällt. Und schon gar nicht stürzen alle aufgeregt herzu, um eine Sensation mitzuerleben. Maria war sicher eine Frau im Alltag des Lebens und ihrer Welt. Mitten in der Geschäftigkeit, die rings um sie herrscht, geht auch sie ihrer alltäglichen Arbeit nach. Vielleicht füttert sie gerade die Hühner, unterscheidet sich nicht besonders von den anderen Menschen, sie ist eine von vielen, schlicht eine Frau in ihrem Dorf. Und der Engel, der eine Botschaft für sie hat, findet sich ein in diesen bunten, lebhaften Alltag.“ (aus: Die Botschaft der Engel, Herder Verlag 2012)

05_Hufeisen und Kaessmann in der Gedaechtniskirche 2012

Hans-Jürgen Hufeisen und Margot Käßmann in der Gedächtniskirche 2012

 

06_Hans-Jürgen Hufeisen in der Gedächtniskirche 2012

Hans-Jürgen Hufeisen in der Gedächtniskirche 2012

 

Teil 2: Die Geburt

Margot Käßmann:

„Ein Mann, eine Frau, ein Kind – ohne jeden Besitz. Von Anfang an ist das Evangelium eine radikale soziale Herausforderung. Gott wirkt mitten in der Welt durch die Ohnmächtigen! Wir finden Gott nicht im glanzvollen Schein von Erfolg und Geld, sondern mitten in der Armut dieser Welt. Dort, wo eine Frau verzweifelt blickt, weil sie Angst hat um die Zukunft für ihr Neugeborenes. Wo ein Mann liebevoll und schützend den Arm um Frau und Kind legt.“ (aus: Die Botschaft der Engel, Herder Verlag 2012)

07_MargotKaessmann 2012

Margot Käßmann 2012

 

08_Thomas Strauß - Pianist - Gedächtniskirche 2012

Thomas Strauß – Pianist – Gedächtniskirche 2012

 

Teil 3: Die Hirten

Margot Käßmann:

„Dass die Nachricht von der Geburt des Gotteskindes zuerst zu den Hirten kommt – auch das stellt die Welt auf den Kopf. Es sind nicht die Mächtigen und Reichen, die Gott zuallererst einbezieht, so erzählt es Lukas; auch nicht besonders weise Männer wie bei Matthäus. Nein, bei Lukas sind die Randgestalten der Geschichte die ersten. Sie müssen schwere Arbeit für wenig Lohn verrichten, sind schlecht angesehen in der Gesellschaft, vielleicht sind sie sogar Sklaven. Als Hirte stehst du in jener Zeit ganz unten auf der sozialen Werteskala, vielleicht wie Ein-Euro-Jobber heute oder die Verkäufer der Obdachlosenzeitungen in unseren Großstädten. Viele würden ihnen gewiss nicht die Hand reichen, sie niemals auf Augenhöhe anschauen. Aber Gott schaut sie an, er spricht sie an.“ (aus: Die Botschaft der Engel, Herder Verlag 2012)

09_Thomas Strauß, Margot Kaessmann und Hans-Jürgen Hufeisen, Gedächtniskirche 2012

Thomas Strauß, Margot Käßmann und Hans-Jürgen Hufeisen, Gedächtniskirche 2012

 

Margot Käßmann:

„Wo Menschen Angst haben, voller Fragen an die Zukunft sind, mühselig und beladen von der Last des Lebens und des Alltags, können Engel tanzen und musizieren. Sie haben es leichter, weil sie das Ganze von oben betrachten, mit mehr Überblick über Zeit und Raum. Vielleicht sollten wir ab und zu versuchen, diese Perspektive auch einzunehmen und die Erde wie vom Himmel aus betrachten. Wie sagte der Kirchenvater Aurelius Augustinus: Oh Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen. Wir dürfen also mittanzen mit den Engeln im Himmel aus Freude über diese Geburt!“ (aus: Die Botschaft der Engel, Herder Verlag 2012)

10_Berlin_Gedächtniskirche_2012

Berlin, Gedächtniskirche 2012

 

Mit vielen guten Gedanken,
Euer Hans-Jürgen


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Vier Engel zum Advent – Die dritte Tür


Die WeihnachtsMeditation “Botschaft der Engel” im Ulmer Münster

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Die Fotos von Stefan Neubig möchten Euch ein wenig von der Atmosphäre im Ulmer Münster zeigen. Die Weihnachtsmeditation „Die Botschaft der Engel“ mit Margot Käßmann, Hans-Jürgen Hufeisen und Thomas Strauß stand auf dem Programm. Nach Tuttlingen, Berlin und Stuttgart waren wir nun in Ulm.

An diesem Tag war es so richtig winterlich kalt. Außentemperatur minus 15 Grad. Im Münster plus 7 Grad. Nicht gerade geeignet um die besten Flötentöne erklingen zu lassen. Doch es ging – und es war ein wunderbares Konzert.

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 01

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 02

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 03

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 04

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 05

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 06

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 07

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 08

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 09

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 10

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 11

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 12

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 13

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 14

 

Botschaft der Engel 2012 Ulm - 15

 

Eine schöne Konzertkritik dazu gab es auch:

Südwest-Presse: “Herz und Ohren geöffnet”

Beste Grüße,
Euer Hans-Jürgen


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Vier Engel zum Advent – Die vierte Tür

Mallorca, 4. Tag

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In einer geschützten Bucht liegt verträumt das Hafenstädtchen Port Sollér. Erst einmal einen Café solo. Beschaulichkeit war der erste Tagespunkt. Danach stiegen wir ins Boot. Vor uns lag zum Glück ruhige See.

Entlang der Nordwestküste ragten Berge hoch über den Wassern. Das Lichterspiel mit dem Sonnenglanz auf dem Wasser war an diesem Morgen fantastisch.

Nach einer Stunde Bootsfahrt erreichten wir Sa Calobra. Vor uns eröffnete sich eine weite und lange Schlucht. Vor wenigen Tagen hatte der Regen auch diesen Ort erreicht. Es bildeten sich kleine Wasserflächen wie kleine Seen. Nur durch Wasser ging es in die Schlucht – und das nicht trockenen Fußes.

Mit meinen Flöten spielte ich hier die Melodie der Friedensflöte.
Unglaublich. Die Akustik. Der Hall. Das Echo der Töne. Das ganze Tal schien die Musik aufzunehmen.

Die Seele selber wurde zum Klangraum.

Wir zogen weiter des Weges. Zum Glück fuhren wir mit einem kleinen Bus. Über eine sich steil dahin ziehende  Straße ging es hinauf – von Meereshöhe auf 682 Meter. Berühmt und spektaktulär ist diese Serpentinenstraße von Sa Calobra. In manchen Kurven wurde es in unserem kleinen Bus ganz still.

Nun war das Kloster Lluc angesagt. Das spirituelle und geistige Zentrum der Insel Mallorca. Die Klosteranlage liegt  im Tramuntana Gebirge. Der Legende nach fand 1229 ein maurischer Junge mit Namen Lluc (Lukas) eine Marienskulptur. Heute pilgern tausende Menschen dort hin, um die “Gottesmutter von Lluc” sehen zu können.

In der Klosterkirche gestaltete ich am späten Nachmittag ein Konzert, zusammen mit dem Organisten Rafel Riera. Am Ende des Konzertes sangen die berühmten “Blauets”, ein Kinderchor der Klosterschule. Die engelsgleichen Stimmen berühren viele Seelen und Herzen der Menschen. Das tut einfach gut. Hört doch einfach mal rein.

Am Schluss des Konzertes kam ein kleiner Junge aus dem Chor zu mir. Er fragte mich: “Du, sind Deine Schuhe extra fürs Orgelspielen gefertigt worden?” Ich verstand die Frage erst nicht. Doch dann gab er mir zu verstehen, dass er auch solche Schuhe hätte. Denn er ist ein Orgelschüler von Rafel, der mich im Konzert an der Orgel begleitete. Schuhe mit flachen Sohlen braucht man, um die Pedale der Orgel mit seinen Füßen bedienen zu können. Mich erinnerte der 8-jährige Junge an meine Kindheit. Wie oft suchte auch ich Vorbilder in der Kunst. Ich finde es toll, dass Kinder an einer musischen Schule so scheinbar unnötige Dinge lernen. Wie zum Beispiel Musik.

Und mit diesen wunderbaren Eindrücken endet meine Reise nach Mallorca. Ich danke Euch sehr für Eure Begleitung. Und bin ganz gespannt, zu welcher Reise ich Euch beim nächsten Mal mitnehmen darf.

Vielen Dank auch für Eure Töne, die mich auf der gesamten Reise wohl begleitet haben. Anhand meiner Eindrücke aus Mallorca bin ich jetzt inspiriert und mache mich nach meiner Rückkehr gleich ans Werk. In den nächsten Tagen sollen dann Eure Töne gemeinsam und wunderbar erklingen.

Mit vielen guten Wünschen
Euer Hans-Jürgen


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Symbole und Markenzeichen, die meine Musik bis heute begleiten

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Heute traf ich die Grafik-Designerin von der Absicht-AG in Stuttgart. Gerade dort entstanden ganz typische Symbole und Markenzeichen, die meine Musik bis heute begleiten. Ich gebe Euch heute einen kleinen Einblick in meine Werkstatt in Zusammenarbeit mit der Absicht-AG in Stuttgart.

Die Bilder im Album zeigen z.B. den Schriftzug zu meinem Namen, die stilisierte Blockflöte, das Signet mit dem Hufeisen im Kreis sowie viele CD-Cover (Abendstern, Feier der Schöpfung).

 

Der Schriftzug zu meinem Namen.

 

Das Signet mit dem Hufeisen im Kreis.

 

Die stilisierte Blockflöte.

 

Entwurf zum CD-Cover “Abendstern”.

 

Weiterer Entwurf zum CD-Cover “Abendstern”.

 

Weiterer Entwurf zum CD-Cover “Abendstern”.

 

Der bunte Vogel zur CD “Feier der Schöpfung”.

 

Es entstanden aber auch Entwürfe, die nie zur Veröffentlichung kamen, so zum Beispiel der Schriftzug zu Rabbuni. Die Musik wollte ich seinerzeit nicht mehr veröffentlichen.

 

Entwurf eines Schriftzuges für die Musik Rabbuni.

Copyright alle Fotos: Hans-Jürgen Hufeisen

 

Ja, neben der Musik setzten diese Bilder, Schriften und Signete wichtige Markenzeichen. Was denkt Ihr zu diesen Symbolen?
Ich bin gespannt.

Herzliche Grüße,
Euer Hans-Jürgen

 

 


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Beim Goldschmied Michael Niehl am Bodensee

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Meine nächste Station war am Bodensee. Bodman. Eine kleine Ortschaft. Traumhaft direkt am Wasser gelegen. Nicht weit von Überlingen entfernt. Ich besuchte den Goldschmied Michael Niehl. Es war Neues zu besprechen.

 

Michael Niehl in seiner Goldschmiede

Michael Niehl in seiner Goldschmiede

 

Michael Niehl und Hans-Jürgen Hufeisen

Michael Niehl und Hans-Jürgen Hufeisen

Jedes Mal bestaune ich den Werktisch des Goldschmieds. Und dass aus diesen noch rohen Ringen eines Tages der Glanz hervorgezaubert ist, ist wie ein Zauberland voller Licht.

 

 Der Arbeitsplatz des Goldschmiedemeisters

Der Arbeitsplatz des Goldschmiedemeisters

 

 Materialien auf dem Werktisch des Goldschmiedemeisters

Materialien auf dem Werktisch des Goldschmiedemeisters

 

Viele gemeinsame Projekte liegen hinter uns. Als vor Jahren die “Hufeisen-Blockflöte” entwickelt wurde, fertigte Michael Niehl den Schmuck für diese Flöten an. Erst wurde mal eine Skizze gezeichnet.

 

 

 Skizze zum Flötenschmuck

Skizze zum Flötenschmuck

 

Heute verzieren die Schmuckstücke meine Flöten. Einmalig. Jede Flöte ein Unikat.

 

Die geschmückte Flöte

Die geschmückte Flöte

 

Detail des Flötenschmucks

Detail des Flötenschmucks

 

1999 bekam ich den Auftrag für ein großes Bühnenwerk in der Schweiz die Offenbarung in Musik und Szene umzusetzen. Als Titelbild für die CD “Der helle Morgenstern” entwickelten Michael Niehl und ich die Silberschale zum Himmlischen Jerusalem: 12 Perlen, 12 Edelsteine, 5 Kreuze (Jerusalemkreuz) und eine goldene, durchscheinende Mitte.

 

 

Die Zwölfperlenschale

Die Zwölfperlenschale

 

Für mich ist die Kreativität die Vorraussetzung, Neues zu schaffen. Wenn ich Melodien spiele, dann weiß ich: Das Holz der Flöte war zuvor ein Baum. Ein Meister verwandelte ein Stück Holz des Baumes in eine Flöte. Der Edelstein an der Flöte hat seit Jahrmillionen Energien gesammelt. Der Goldschmied formte den Schmuck. Alles zusammen ist Energie und Materie.

Hildegunde Wöller sprach zum Fest 900 Jahre Hildegard von Bingen diese Worte des Segens:
“Edelsteine schimmern in allen Farben. Die Farben Grün, Gelb, Blau und Rot erscheinen nirgend auf der Erde so intensiv wie in ihnen.
- Ich segne euch mit dem rotem Feuer von Rubin, Granat und Feueropal. Ich segne euch mit der flammenden Glut des Lichtherrlichen. Er wird eure Angst zum Verglühen bringen.
- Ich segne euch mit dem blauen Feuer von Saphir und Aquamarin. Ich segne euch mit der Lebenskraft der Freundschaft und der Sympathie, die ihr durch andere Menschen erfahrt.
- Ich segne euch mit dem goldgelbem Feuer von Goldtopas, Zitrin und Beryll. Ich segne euch mit dem klaren Leuchten, das auf euer Stirn erscheint wie ein Stern, wenn ihr in der Hingabe bleibt, im Lauschen auf Gottes Musik.
- Ich segne euch mit dem grünen Feuer von Turmalin und Smaragd. Ich segne euch mit der Herzkraft des heiligen Grün. Der edelsteinbesetzte Mantel der Weisheit umhülle euch mit Grünkraft, damit ihr zu Barmherzigkeit fähig seid und eure Seele für andere ein Tau wird.”
© dolce musica edizione – Zurich | Alle Fotos: Hans-Jürgen Hufeisen

Mit guten Gedanken für den neuen Tag,
Euer Hans-Jürgen

 


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Konzert in Forchheim – Kunst von Ernst Barlach

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In Forchheim hatte ich ein für mich eindrückliches Konzert gegeben. Seit 1979 beschäftige ich mich mit Ernst Barlach. Bildhauer, Schriftsteller und Maler – gestorben 1938. Anlässlich der Barlach-Ausstellung in der Christuskirche gab ich zusammen mit Oskar Göpfert ein Konzert.

 

Hans-Jürgen Hufeisen bei der Probe in Forchheim

Hans-Jürgen Hufeisen bei der Probe in Forchheim

 

Unter dem schwebenden Engel

Unter dem schwebenden Engel

 

Hans-Jürgen Hufeisen, umgeben von Singendem Mann und Flötenbläser

Hans-Jürgen Hufeisen, umgeben von Singendem Mann und Flötenbläser

 

Was ich von Ernst Barlach gelernt habe:

Auch meine Flötenmelodien möchten das Bodenständige zum Ohr tragen. Meine Seele erfährt in der Musik eine äußere Schwingung. Meine Seele blase ich wie der Flötenbläser nach außen.

 

Güstrower Mahnmal

Güstrower Mahnmal

 

 

Barlach - Flötenbläser

Barlach – Flötenbläser

 

Barlach - das schlimme Jahr

Barlach – das schlimme Jahr

 

Meine Melodiebögen mögen schweben wie der Engel ohne Flügel, sanft und andächtig, ruhend und wachend. Sprachlos und betroffen mag manche meiner Kompositionen sein wie die Skulptur “Das schlimme Jahr”. Frisch, ausgelassen und in sich ruhend mag meine Kraft des Atems sein wie die des “Singenden Mannes”.

 

Lieben Gruss,
Euer Hans-Jürgen

 


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Die Mystik des Thuner Sees

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Am 23. Juni erlebten wir den Tag: Die Mystik des Thunersees.
Gleich Morgens ging es in die Beatushöhle hinein. Nicht weit vom unterirdischen Wasserfall liegt eine Stelle, die den Namen “Stille” trägt. Wirklich. Es war dort wahrhaftig still. Dort nahm ich die Flöte und spielte das “Lied des Säuselns”. Fast nichts war auf der Flöte zu hören. Allmählich entwickelte ich aus dem Nichts ein  Melodie zum Adventslied “Maria durch ein Dornwald ging”. Gerade im Bauch der Erde erinnern wir uns Menschen an die vorgeburtliche Zeit.

 

Beatushöhle Eingang

Beatushöhle Eingang

 

Beatushöhle Wasserfall

Beatushöhle Wasserfall

 

Von der Höhle aus ging es weiter mit dem Schiff. Spiez war die nächste Station am Thunersee.

 

Auf dem Thunersee

Auf dem Thunersee

 

In Spiez am Thunersee

In Spiez am Thunersee

 

Am See ließen wir unsere Seele baumeln. Der Tanz der Delfine auf der Flöte erschallte über den Wassern.

 

Spiez Kirche am Thunersee

Spiez Kirche am Thunersee

 

Weiter ging es nach Einigen. Dort steht eine kleines Kirchlein. Stolz thront es über den See. In dieser Kirche entdeckte ich ein wunderschönes Fenster mit kleinsten bunten gefassten Kunstwerken.

 

Glasfenster Kirche Einigen

Glasfenster Kirche Einigen

 

In Scherzligen endete der Tag der Mystik am Thunersee. Zuerst trafen wir uns unter einem Mammutbaum. Und mit den Gedanken zum Baum möchte ich Euch herzlich grüßen.

 

Thunersee Abendstimmung unter einem Baum

Thunersee Abendstimmung unter einem Baum

 

Möge dein Leben sein wie ein Baum,
gepflanzt an einem Bach,
mit starken Wurzeln.

 

Mögest du im Wind des Lebens
stehen wie ein Baum
mit kräftigem Stamm.

 

Mögest du die Frucht deiner Tage
tragen wie ein Ast
aus Gottes Fülle.

 

Möge dein Glück als Segen
fallen wie ein Samen
auf gute Erde.

 

Euer Hans-Jürgen

Alle Fotos: Hans-Jürgen Hufeisen

 


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ORTE DER KRAFT – im Wallis in der Schweiz

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Am 1. September 2012 war ich zusammen mit einer Gruppe im Wallis in der Schweiz. Veranstalter für “Orte der Kraft” ist die Oekumenische Akademie in der Schweiz, die jährlich zu spirituellen Tagesreisen einlädt. An diesen Orten der Spiritualität, Plätzen der Kultur und magischen Stätten lassen wir uns einfach Zeit. Dort lauschen wir den Flötenklängen und entdecken, dass unsere Seele dafür eine Resonanz hat. Diesmal standen zwei Orte auf dem Programm: Die Burgkirche in Raron (u.a. mit Rilkes Grabstätte) und der unterirdische See “Lac Souterrain” in St. Léonard.

Raron war unsere erste musikalische Station.


Bild: Burgkirche in Raron (© dolce musica edizione – Zürich)

Auf der Südseite der Burgkirche in Raron besuchten wir die Grabstätte von Rainer Maria Rilke.

Bild: Am Grab von Rainer Maria Rilke (Besuch bei der Vorbereitung 2010)

Frei und aus dem Augenblick heraus umspielte ich die Melodie des Liedes “Ich hab die Nacht geträumet”. Der Text zu diesem Lied (von Joachim August Zarnack 1820) passt wunderbar zu diesem sonnigen Platz:

Ich hab die Nacht geträumet
wohl einen schweren Traum,
es wuchs in meinem Garten
ein Rosmarienbaum.

Ein Kirchhof war der Garten,
ein Blumenbeet das Grab,
und von dem grünen Baume
fiel Kron und Blüte ab.

Die Blätter tät ich sammeln
in einen goldnen Krug,
der fiel mir aus den Händen,
dass er in Stücken schlug.

Draus sah ich Perlen rinnen
und Tröpflein rosenrot.
Was mag der Traum bedeuten?
Ach Liebster, bist du tot?

Bild: Rilkes Grabstätte (© dolce musica edizione – Zürich)

Die Gedanken, die in den Grabstein gemeißelt sind, wünschte sich Rilke selbst:

»Rose, oh reiner Widerspruch,
Lust,

Niemandes Schlaf zu sein
unter soviel

Lidern.«

Simon Jenny (Leiter der Oekumenischen Akademie) rezitierte in der Burgkirche Worte von Rainer Maria Rilke. Seine Gedanken gaben mir Raum für musikalische Improvisationen.  Zu dem Text “Tempel im Ohr” entlockte ich der Flöte wahrlich sehr leise Melodiebögen. Lauschen. Hinhören. Selber zum Ohr werden.

Der Tempel im Ohr (aus: Sonette an Orpheus)

Da stieg ein Baum. O reine Übersteigung!
O Orpheus singt! O hoher Baum im Ohr!
Und alles schwieg. Doch selbst in der Verschweigung
ging neuer Anfang, Wink und Wandlung vor.

Tiere aus Stille drangen aus dem klaren
gelösten Wald von Lager und Genist;
und da ergab sich, dass sie nicht aus List
und nicht aus Angst in sich so leise waren,

sondern aus Hören. Brüllen, Schrei, Geröhr
schien klein in ihren Herzen. Und wo eben
kaum eine Hütte war, dies zu empfangen,

ein Unterschlupf aus dunkelstem Verlangen
mit einem Zugang, dessen Pfosten beben, -
da schufst du ihnen Tempel im Gehör.

(R.M.Rilke)

Beim Hinabgehen ins Dorf traf ich drei Wegbegleiter. Die typischen Mitbewohner in den Alpen im Wallis!

Bilder: (© dolce musica edizione – Zürich)

Am Nachmittag ging es nach St. Léonard zum größten unterirdischen See in Europa “Lac Souterrain”.

Bild: Lac Souterrain (© dolce musica edizione – Zürich)

Welche Stille an diesem Ort! Nur das Tönen fallender Wassertropfen war zu hören. Genau, das Tropfen war meine Idee für die Flötenmusik über den Wassern.

Das möchte ich Euch mitgeben:
Stille können wir nicht machen. Stille umgibt uns.
Wir können ruhig werden. Wir können schweigen.
Wir können ganz Ohr werden. Alles das können wir selber tun.
Doch Stille ist für mich schon da – wie ein Tempel,
der unsere Sehnsucht aufnimmt.

Mit guten Gedanken. Euer Hans-Jürgen


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Mallorca, 3. Tag

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Der Tag begann mit dem Besuch des Dorfes Valldemossa. Araber, die vor Hunderten von Jahren hier lebten, gaben dem Platz den Namen “Wadi Musa”. Etwas mehr als drei Monate Aufenthalt einer prominenten Person brauchte es, um das Dorf berühmt zu machen: Frédéric Chopin weilte für kurze Zeit in einer Klosterzelle in Valldemossa. Das langt, um tausende Pilger heute anzuziehen.

Mittagszeit und Lunch im Künstlerdorf Deiá. Ein malerischer Ort. Wie von Künstlerhand geschaffen – die Häuser aus Naturstein, die Gassen, die blühenden Blumen und immer wieder alte Olivenbäume. Was mögen die Bäume so alles wissen? Auf dem Weg durch das Dorf trafen wir auf die Straßenkünstler von Deiá.

Hoch auf dem Berg mit Sicht auf Port Sollér stimmten wir uns auf den Abend ein. Doch es sollte noch besser kommen. Wir folgten einem Höhenweg entlang des Meeres. Ein Wind geschützter Platz gab uns Zeit dem Klang des frühen Abends zu lauschen.

Und das war noch nicht alles: auf dem Rückweg überraschte uns ein reich gedeckter Tisch. Zum Sundowner gab es Wein und Tapas.

Krönend war dann der Abschluss. Die goldene Sonne verneigte sich. Der Glanz der Sonne verschwand vor unseren Augen im Meer. Der Himmel schmückte sich in allen Farben. Und der Abendwind gab uns zu verstehen “Und nun geht nach Hause. Ich wünsche euch eine geruhsame Nacht!”.

In mir klang das Lied des Abend noch lange nach:

Du schöner Abendstern,
Du Bote des Himmels,
Heilkraft von fern.

Sende deinen Glanz in all meine Räume

und in all meine Träume.
Gesegnet sei die Nacht.

Ich freue mich, Euch morgen von einem weiteren Tag auf Mallorca zu berichten.
Euer Hans-Jürgen

Fotos: Stefan Neubig


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Stille und Zauber am Matterhorn

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Kapelle Maria zum Schnee 01

Und es ward Morgen – am Matterhorn

Im September 2013 verweilte ich in Zermatt. Dort soll ja der schönste Berg der Welt stehen. Alle zwei Jahre zieht es mich zum Matterhorn. Immer wieder besuche ich die kleine Kapelle Schwarzsee „Maria zum Schnee“ am Fuße des Matterhorns.  Welche Stille. Welcher Zauber!

Kapelle Maria zum Schnee 02

Eine besondere Pflanze am Wasser: das Scheuchzers Wollgras

Kapelle Maria zum Schnee 03

Das Wollgras – wie ein Wuschelkopf

Möge dein Glück 
als Segen fallen 
wie ein Samen 
auf gute Erde.

Kapelle Maria zum Schnee 04

Unten im Tal die weiße Kapelle „Maria zum Schnee“ am Schwarzsee

Wir leben als Wanderer
auf einem Weg,
als Pilger,
als Gäste der Welt.

Die Madonna am Schwarzensee - Im Hintergrund das Matterhorn

Die Madonna am Schwarzsee – Im Hintergrund das Matterhorn

Die Kapelle „Maria am Schnee“ am Schwarzensee

Die Kapelle „Maria am Schnee“ am Schwarzsee

Möge deine Seele sein wie ein stiller See,
rein und glatt und tief und klar.
Möge drauf das Licht der Sonne blinken
für des Tages Lebenskraft.

Hans-Jürgen Hufeisen an der Kapelle

Hans-Jürgen Hufeisen an der Kapelle Schwarzsee Maria zum Schnee

Ein Ort wie dieser ruft geradezu mein Inneres an: Halte an und komm zu dir, Schutz ist genug gegeben. Es tut gut, Lasten abzulegen, einfach Zeit zu haben, befreit von allen Störungen.

Eingang zur Kapelle "Maria am Schnee"

Eingang zur Kapelle “Maria am Schnee”

Maria mit Kind - über dem Eingang der Kapelle Maria zum Schnee"

Maria mit Kind – über dem Eingang der Kapelle “Maria zum Schnee”

Im Inneren der Kapelle haben gerade mal 12 Personen Platz. Und fast nicht zu sehen – das Marienbild an der vorderen Altartisch-Seite.

Das Marienbild an der Vorderseite unterhalb der Altar-Tischplatte

Das Marienbild an der Vorderseite unterhalb der Altar-Tischplatte

Es sei gesegnet,
die Liebenskraft,
die in dir wohnt
und es sei gesegnet jeder Augenblick,
in dem die Liebe und Schönheit
in deinem Herzen erwacht.
Deine Liebe verbindet dich mit allem,
was ist und lebt.
Deine Liebe ist das Heilige in dir,
dein Segen.

Detail des Altartisches in der Kapelle "Maria zum Schnee"

Detail des Altartisches in der Kapelle Schwarzsee “Maria zum Schnee”

Detail mit der Mondsichel "Maria zum Schnee" - Schwarzensee

Detail mit der Mondsichel “Maria zum Schnee” – Schwarzsee

Sei gepriesen,
du Mond der Weisung,
dass ich dich wieder sehe
und den Neumond erblicke,
die gute Leuchtkraft in mir
im Dunkel der Zeit.

Details links des Altarbildes – Vermutlich die Darstellung zur überlieferten Legende

Details rechts des Altarbildes - Vermutliche zur überlieferten Legende

Details rechts des Altarbildes – Vermutlich die Darstellung zur überlieferten Legende

Die Legende zur Maria am Schnee könnt Ihr hier lesen: 

http://pfarrei.zermatt.net/kapelle/schwarzsee.html
Die Bewohner der Zermatter Bergwelt

Die Bewohner der Zermatter Bergwelt

Bildner der Erde, der du schläfst im Fels und im Stein,
der du atmest in jeder Blume und jedem Baum,
der du träumst in jedem Tier
von der Vollkommenheit deiner Schöpfung,
wache auf in mir und in jedem Menschen.

Kapelle Maria zum Schnee 16

Ein Stern zieht vorbei.
Menschen wachen, Menschen erwachen,
das Land wird frei.
Aus der Ruhe der Nacht
wächst ein neuer Tag.

Abendstimmung am Matterhorn

Und es ward Abend – am Matterhorn

Sind wir nicht berufen,
das Oben und das Unten zu verbinden?
Du Schöpferin des Alls,
an deinem Stern hast du
entzündet mein Licht,
halte nun den Wind fern,
der es löschen will.

Euer Hans-Jürgen Hufeisen

Mein Video aus dem Jahre 2010 passt ganz gut dazu:


Einsortiert unter:Der Künstler und seine Musik

Das Konzert der Christrose

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Die Christrose ist eine Außenseiterin, da sie nicht, wie der Name vermuten ließe, zur ehrwürdigen Rosenwelt gehört, sondern “nur” zu den Hahnenfußgewächsen. Selbst im Winter bricht durch die winterliche Schneedecke ihre Blüte und erleuchtet weiß oder zart rosa. Ihr einsames Aufblühen in kalter Winterlandschaft symbolisiert das Prinzip Hoffnung und damit Weihnachten schlechthin. Der Name Christrose mag wohl so etwas sein wie ein Ehrendoktortitel für eine Pflanze, die zu einer außergewöhnlichen Zeit blüht. Das Konzert der Christrose wird mich in diesem Dezember 2013 begleiten. Und der wunderschönen Blume habe ich eine eigene Musik gewidmet – Christrose.

http://www.hufeisen.com

pic_200y500

Und das wünsche ich Dir:

Wie eine Christrose,
möge dein Leben aufblühen.
Auch in dunklen
und eisigen Zeiten.

Hans-Jürgen Hufeisen


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Mallorca, 3. Tag

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Der Tag begann mit dem Besuch des Dorfes Valldemossa. Araber, die vor Hunderten von Jahren hier lebten, gaben dem Platz den Namen “Wadi Musa”. Etwas mehr als drei Monate Aufenthalt einer prominenten Person brauchte es, um das Dorf berühmt zu machen: Frédéric Chopin weilte für kurze Zeit in einer Klosterzelle in Valldemossa. Das langt, um tausende Pilger heute anzuziehen.

Mittagszeit und Lunch im Künstlerdorf Deiá. Ein malerischer Ort. Wie von Künstlerhand geschaffen – die Häuser aus Naturstein, die Gassen, die blühenden Blumen und immer wieder alte Olivenbäume. Was mögen die Bäume so alles wissen? Auf dem Weg durch das Dorf trafen wir auf die Straßenkünstler von Deiá.

Hoch auf dem Berg mit Sicht auf Port Sollér stimmten wir uns auf den Abend ein. Doch es sollte noch besser kommen. Wir folgten einem Höhenweg entlang des Meeres. Ein Wind geschützter Platz gab uns Zeit dem Klang des frühen Abends zu lauschen.

Und das war noch nicht alles: auf dem Rückweg überraschte uns ein reich gedeckter Tisch. Zum Sundowner gab es Wein und Tapas.

Krönend war dann der Abschluss. Die goldene Sonne verneigte sich. Der Glanz der Sonne verschwand vor unseren Augen im Meer. Der Himmel schmückte sich in allen Farben. Und der Abendwind gab uns zu verstehen “Und nun geht nach Hause. Ich wünsche euch eine geruhsame Nacht!”.

In mir klang das Lied des Abend noch lange nach:

Du schöner Abendstern,
Du Bote des Himmels,
Heilkraft von fern.

Sende deinen Glanz in all meine Räume

und in all meine Träume.
Gesegnet sei die Nacht.

Ich freue mich, Euch morgen von einem weiteren Tag auf Mallorca zu berichten.
Euer Hans-Jürgen

Fotos: Stefan Neubig


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